Schlagwort-Archive: Digitalisierung

«Universal Digital Library»

millionbook550.jpg

heise.de berichtet heute: «Das ‚Million Book Project‘, ein internationales, nichtkommerzielles Projekt der Carnegie Mellon University, der Zhejiang-Universität, dem Indian Institute of Science und der Bibliothek von Alexandrien, hat mehr als 1,2 Millionen Bücher digitalisiert, die nun online über die Webseite der Universal Library verfügbar sind. Digitalisiert wurden Bücher, die seit dem Jahr 1000 erschienen sind. Die meisten stammen jedoch aus diesem und dem letzten Jahrhundert, von einer halben Million Büchern ist das Erscheinungsjahr unbekannt. Nur wenige Bücher findet man bislang auf Deutsch, die überwiegende Mehrzahl ist in englischer oder chinesischer Sprache geschrieben, gefolgt von Büchern in Arabisch oder den indischen Sprachen Telugu, Hindi oder Kannada.» Kritische Annotationen zum Projekt hat natürlich bereits Klaus Graf auf Archivalia gepostet.

Digitales Gedächtnis (2)

sagw2_550.jpg

Auf der Fahrt zurück aus der Bundeshauptstadt gestern Abend habe ich mir überlegt, wie ich einem Aussenstehenden beschreiben könnte, was ich die letzten beiden Tage erlebt habe: War das eine wissenschaftliche Fachtagung? Ein Polit-Forum? Eine Weiterbildungsveranstaltung für die Branche? Oder war das die inoffizielle Vernehmlassung des Berichtes zur Memopolitik, den das Bundesamt für Kultur in wenigen Wochen veröffentlichen wird?

Die Eckdaten zuerst: Die Schweizerische Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) hatte als Thema für ihre diesjährige Herbsttagung «Das digitale Gedächnis der Schweiz. Stand, Herausforderungen, Lösungswege» gewählt. Eine kleine Pikanterie am Rande: Der ursprüngliche Titel der Tagung lautete schlicht und einfach «Memopolitik» – wie man übrigens dank digitalem Gedächtnis mit zwei Mausklicks sehen kann – und man wüsste sehr gerne, wieso der Titel schliesslich abgeändert wurde oder werden musste. Zurück zur Tagung: Die Teilnehmerliste umfasste rund 200 Leute, die meisten aus der Schweiz, die meisten aus sogenannten Gedächtnisinstitutionen, die meisten in leitenden Positionen beschäftigt. Fast interessanter an der Liste war indes, wer nicht darauf stand: Zum Beispiel leitende Persönlichkeiten von leitenden Gedächtnisinstitutionen in diesem Land …
Weiterlesen

Digitales Gedächtnis (1)

sagw1-550.jpg

Bevor wir voraussichtlich morgen über die Tagung «Das digitale Gedächtnis der Schweiz. Stand, Herausforderungen, Lösungswege» berichten werden, hier nur eine erste visuelle Impression und zwei Sätze: Die Tatsache, dass rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich mit einem Thema befassen, das noch vor ein paar Jahren, als wir anfingen, uns mit diesen Fragen zu beschäftigen, kaum einen Menschen interessiert hat, ist erfreulich. Dass aber noch immer Kraut und Rüben durcheinander geraten und nun dauernd und unreflektiert von «Digitalisierung» gesprochen wird, ohne zu schärfen, was gemeint ist, wirkt schon ein wenig befremdlich. Auf jeden Fall: Fortsetzung folgt …

World Digital Library – neuster Stand

Das Projekt World Digital Library schafft es in die (vorerst nur englisch-sprachigen) Medien mit der Mitteilung, dass in Paris ein Prototyp gezeigt wurde, der 2008 öffentlich zugänglich gemacht werden soll. Das Projekt wird getragen von der Library of Congress, der Unesco und verschiedenen Partner-Bibliotheken aus Brasilien, Ägypten und Russland. Ausserdem mit dabei (das ist allerdings schon länger bekannt): Google. Die World Digital Library will nach dem Vorbild des Projekts American Memory historisch bedeutsame Dokumente aus allen Regionen der Welt digitalisieren und über das Internet zugänglich machen. Die besondere Herausforderung ist dabei die Entwicklung einer Benutzeroberfläche, die in mehreren Sprachen funktioniert und mit verschiedenen Schriftzeichen kompatibel ist. Wie das aussehen könnte, zeigt (wie gewohnt) ein Video der World Digital Library.

Memopolitik 1.0

memopolitik550.jpg

Unter dem Titel «Das digitale Gedächtnis der Schweiz: Stand, Herausforderungen, Lösungswege» organisiert die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften am 8. und 9. November 2007 in Bern eine Tagung zur Memopolitik der Schweiz.

Aus der Ankündigung: «Die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien eröffnen enorme Möglichkeiten der Erschliessung und Vermittlung unserer Kulturgüter und stellen die Gedächtnisinstitutionen («heritage institutions» d.h. Bibliotheken, Archive und Museen) vor neue Herausforderungen, die die Frage nach Koordination, Kooperation oder nach Regulierung aufwerfen. Insgesamt befindet sich die Schweiz zudem im Vergleich zum Ausland im Rückstand, was Massnahmen im Bereich der digitalen Sicherung und Vermittlung betrifft.»

Zum Einlesen:

  • Bundesamt für Kultur (BAK): Memopolitik. Das nationale Gedächtnis (Dossier), Bern 2006. [Link]
  • Haber, Peter: Digitalisierung und digitale Archivierung. Trends und ausgewählte Projekte, Bern und Basel 2007 . [Link]
  • Knoepfel, Peter / Olgiati, Mirta: Politique de la mémoire nationale, Chavannes-près-Renens 2005. [Link]
  • Library of Congress: Preserving Our Digital Heritage. Plan for the National Digital Information Infrastructure and Preservation Program. A Collaborative Initiative of the Library of Congress, Washington 2002. [Link]

Buchmesse (3): Notizen vom Mittwoch

buchmessetasche.jpg

Bereits der erste Tag an der Buchmesse brachte einige interessante Neuigkeiten, die uns auch hier auf hist.net interessieren dürften:

So wurde der neue Büchersuchdienst libreka vorgestellt. Damit sollen neue (deutschsprachige) Bücher im Volltext durchsuchbar werden. Die Verlagsbranche hofft, damit der Übermacht von Amazon und Google Books etwas entgegen setzen zu können. Ob das mit der Schmalspurvariante, die gestern präsentiert wurde, auch wirklich der Fall sein wird, sei vorerst dahingestellt.

Welche Zukunft für die Digitalisierung – respektive: welche Zukunft für das Buch? Vertreter von vier ganz grossen Verlagen – Penguin, HarperCollins, Random House und Holtzbrinck – diskutierten gestern an der Buchmesse diese Frage und kamen zum Schluss, «dass das Buch immer noch das Maß aller Dinge sei, dass das Marketing neu justiert werden müsse, um potenzielle, junge Leser zu begeistern (Stichwort: Web 2.0), und dass die Digitalisierung den Buchmarkt in den nächsten Jahren zwar nicht auf den Kopf stellen, aber doch stark verändern werde. Und, natürlich, dass es keine Zeit zu verlieren gebe, sich mit all dem auseinanderzusetzen.» Wollen wir doch mal sehen, was nach diesen grossen Worten folgen wird.

Eine Presseschau gibt es übringens hier.

Wikipediatag 2007 (2)

Wie Kollege Haber schon im Weblog (und anderswo… NEID!) berichtet hat, ist Wikipedia aus Anlass des Wikipedia-Tages in Bern (wieder einmal) zu einem Thema der Medien geworden. Was ich je länger je interessanter finde: zwar reden die meisten über Fragen der Qualität der Einträge oder der Nutzung von Wikipedia. Viele konkrete Anwendungen haben weitaus mehr mit Geschichte zu tun, als man zunächst annehmen würde.

Weiterlesen

Wissenswelten, jüdische und andere

sdi2007-2_500.png

Bereits vor einer Woche fand in Leipzig die Jahrestagung des Simon Dubnow-Instituts statt mit dem Titel «Sammeln, Ordnen, Wissen. Jüdische und andere Wissenswelten». Der Hintergrund der Tagung war, dass das Simon Dubnow-Institut anfangs Jahr zusammen mit der Sächsi­sche Akademie der Wissenschaften ein Langzeitprojekt zum Thema «Europäische Traditionen – Enzyklopädie jüdischer Kulturen» gestartet hat. Die Tagung stellte – den durchaus gelungenen – Versuch dar, eine Auslegeordnung in diesem zur Zeit sehr aktiv beackerten Feld vorzunehmen. Die Mehrzahl der Präsentationen hatte konkrete Digitalisierungsprojekte zum Inhalt, teilweise aber ging es auch um grundsätzliche Fragen der Wissensordnung und Wissensgeschichte. Wir sind gespannt auf den weiteren Verlauf dieses ambitiösen Projektes und werden wieder berichten!

Baugedächtnis Schweiz online

Wie bereits auf den einschlägigen Weblogs vermeldet, hat die ETH einige wichtige Architekturzeitschriften digitalisiert und ins Netz gestellt. «Der ETH-Bibliothek ist es gelungen, das schweizweit bisher grösste Digitalisierungsprojekt von Zeitschriften zu realisieren.» Sie macht auf diese Weise 130 Jahre bauliche und technische Entwicklung der Schweiz in Text und Bild für alle kostenlos zugänglich.

JSTOR legt nochmals zu

JSTOR, die führende Anbieterin von digitalisierten Zeitschriften, hat wieder einige nette, kleine Verbesserungen an ihren Dienstleistungen vorgenommen. So sind neu die PDF-Dateien, die heruntergeladen werden können, im Volltext durchsuchbar. Dies war bisher erst nach einer lokalen Nachbearbeitung mit einem Texterkennungsprogramm (OCR) möglich. Neu können auch Textpassagen mittels Copy/Paste in andere Anwendungen wie etwe Word oder Litlink übernommen werden. Verbssert wurde auch die Darstellung von Suchbegriffen auf den JSTOR-Seiten.

Europeana – La Grande Nation fights back!

Wir wussten es ja: Das wird sich die Grande Nation nicht bieten lassen! Die kulturelle Vorherrschaft sich von ein paar amerikanischen EDV-Schnöseln mit einem dicken Portemonnaie wegschnappen zu lassen – so nicht! Jean-Noel Jeanneney, der ebenso visionäre wie auch kampfeslustige Direktor der Bibliothèque Nationale de France, kündigte ja an, dass man das Vorpreschen von Google bei der Massendigitalisierung von historischen Büchern nicht einfach so akzeptieren werde. Nun wissen wir, wass die BNF ausgebrütet hat: Europeana.

Neue Studie: Digitalisierung in Museen

In Inetbib gelesen: «Das Schweizerische Institut für Informationswissenschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur (CH) führte mit Förderung der Stiftung Datenbank Schweizerischer Kulturgüter (DSK) im Sommer 2006 eine umfassende Bestandsaufnahme zum Stand der Digitalisierung in den rund 1000 Museen der Schweiz durch. Die Ergebnisse werden in folgender Studie umfassend dargestellt: Ch. Bieber, J. Herget: Stand der Digitalisierung in den Museen der Schweiz – Internationale Referenzprojekte und Handlungsempfehlungen.» Erster Eindruck: sehr lesenswert und informativ! Und ausserdem aktuell und gut recherchiert – wie eigentlich alle Beiträge in dieser interessanten Reihe aus Chur!