Schlagwort-Archive: Historische Online-Kompetenz

Neue Studie: Digitalisierung in Museen

In Inetbib gelesen: «Das Schweizerische Institut für Informationswissenschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur (CH) führte mit Förderung der Stiftung Datenbank Schweizerischer Kulturgüter (DSK) im Sommer 2006 eine umfassende Bestandsaufnahme zum Stand der Digitalisierung in den rund 1000 Museen der Schweiz durch. Die Ergebnisse werden in folgender Studie umfassend dargestellt: Ch. Bieber, J. Herget: Stand der Digitalisierung in den Museen der Schweiz – Internationale Referenzprojekte und Handlungsempfehlungen.» Erster Eindruck: sehr lesenswert und informativ! Und ausserdem aktuell und gut recherchiert – wie eigentlich alle Beiträge in dieser interessanten Reihe aus Chur!

Qualitätssicherung bei Wikipedia: Redaktion Geschichte

Vor kurzem habe ich (im Anschluss an einen Artikel von Maren Lorenz) mit einigen kritischen Untertönen die Kontrollmechanismen bei Wikipedia angesprochen (mangels genauerer Kenntnis noch nicht be-sprochen). Das hat zu einigen Kommentaren geführt. Der Hinweis auf die neuformierte Redaktion Geschichte bei Wikipedia ging damals etwas unter, er sei hier noch einmal explizit und durchaus positiv aufgenommen.

Die Qualität der Arbeit dieses Gremiums und seine Einflussmöglichkeiten werden sich in der Zukunft erst beweisen müssen. Festzustellen ist aber auf jeden Fall, dass die Diskussion um Geschichte einen konkreten und zentralen Ort bekommen hat. Und zwar mag die Zahl der in der Qualitätssicherung bearbeiteten Artikel in Anbetracht der Tausenden von Artikeln, die noch einer Bearbeitung bedürfen, verschwindend klein erscheinen. Aber ein Anfang ist gemacht und es deutet einiges auf die wichtigste Eigenschaft eines solchen Vorhabens hin: Kontinuität.

Es ist m.E. klar, dass die Qualität der Arbeit dieser Redaktion und die Anzahl guter Mitarbeiter/innen Einfluss? darauf haben wird, welches Gewicht bei Streitigkeiten und Unstimmigkeiten in Bezug auf konkrete Einträge das Votum der Redaktion haben wird. Ich halte das Redaktions-Projekt für eine interessante und viel versprechende Möglichkeit, einen Mittelweg zwischen der Beliebigkeit und Ungewissheit des „Jeder darf mal“ und der rigiden, konventionellen und status-orientierten fachprofessionellen Prüfung und Kontrolle einzuschlagen.

Wir werden das Projekt mit Interesse verfolgen und empfehlen den interessierten Historiker/innen, sich entweder aktiv zu beteiligen, oder sich zumindest ein Bookmark auf die Redaktionsseite einzurichten.

Narrationen im digitalen Zeitalter

Der folgende Beitrag fasst meine Ausführungen während der Tagung „Das Internet als Raum des historischen Lernens“ noch einmal in geraffter Form zusammen. Er befasst sich mit der Rolle, die Narrationen im digitalen Zeitalter spielen können und fokussiert auf die Situation des web 2.0, das heisst von Weblogs und Wikis.
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Geschichte von und in SecondLife

Zuweilen bin ich selbst erstaunt über die telepathisch anmutende Parallelität, mit der Peter Haber und ich uns der gleichen Themen annehmen (ich spiele an auf Peters Eintrag von gestern zu secondhistory.com). Seit Anfang dieses Jahres denke ich daran, einen Blog-Eintrag zu Second-Life zu verfassen. Mich faszinieren die Möglichkeiten einer „totalen“ Geschichte und die Komplikationen einer „doppelten Geschichte“ zwischen „First Life“ und Second Life. Weiterlesen

Das Internet als Raum Historischen Lernens II

Der folgende Beitrag ist eine notiz-artige Gesamtschau der Tagung „Das Internet als Raum historischen Lernens“ am Institut für Zeit- und Regionalgeschichte in Schleswig aus der Sicht von Jan Hodel. Peter Habers Sicht der Dinge ist hier zu finden… So steht es dem geneigten Leser, der geneigten Leserin frei, sich sozusagen multiperspektivisch (oder gar kontrovers) über die verhandelten Inhalte zu informieren. Weiterlesen

HOK intern: Medienkompetenz für Historiker/innen an der Universität Innsbruck

Am 18. Dezember habe ich an der Universität Innsbruck anlässlich einer Fortbildung für Lehrende der Philosophisch-Historischen Fakultät das Konzept der Historischen Online-Kompetenz vorgestellt (PDF-Datei, 1 MB).

Ich habe dabei folgende URL von verschiedenen Diensten erwähnt:

Ausserdem waren noch folgende Referate zu hören (Ich füge ganz impressionistisch meine Eindrücke und Notizen dazu)

Ingrid Böhler: Qualitätskriterien im Netz. Hier wurde vor allem auf eine neue Version des Internet Detective hingewiesen, einem Online-Tutorial zur Evaluierung von Internet-Quellen (davon gibt es auch eine leicht abgewandelte Version für Historiker/innen).

Wolfgang Meixner: Hibidat, eine Bilddatenbank am Institut für Geschichte der Universität Innsbruck. Die Sammlung entstand als beschreibende Textdatenbank zu einer Sammlung von Dias, die in Vorlesungen gezeigt wurden. Probleme sind einerseits die ungeklärte Frage, wie mit Bildrechten umgegangen werden soll (die Universität kann die Abgeltung der Bilder nicht bezahlen – folglich wird der Zugang zur Datenbank auf Angehörige der Universität eingeschränkt) und die Verschlagwortung (hier zeigt sich der -meiner Ansicht nach – „heilige Gral“ des umfassenden, mit anderen Datenbanken kompatiblen Thesaurus, der immer herbeigesehnt, aber nie erreicht wird; so bleibt die Frage, ob nicht eine intelligente Stichwortvergabe besser geeignet wäre, da sie flexibel und sofort einsetzbar wäre).

Michael Kröll: Google-Mania vs. Fachportale. Basierend auf seiner Diplomarbeit „A Field Study of Subject Gateways on „Zeitgeschichte“, Applied Historical Information Science“ schilderte Michael Kröll die Unterschiede zwischen Google und Fachportalen. Interessant, dass selbst Fachportale des gleichen Fachgebiets sich kaum überschneiden, wenig gemeinsame Schlagworte benützen. Ein Problem der mangelnden Akzeptanz scheint die auf Datenbankfelder ausgelegte Suche in Fachportalen, die weniger Erfolgserlebnisse generiert als Googles Volltext-Suche. Ausserdem ist die Betreuung von Fachportalen relativ kostenintensiv, da Fachredakteure die laufend sich verändernden Informationen beurteilen müssen. Es gibt daher einen Trend zur Konzentration (mit anderen Worten, die meisten Fachportale werden eingestellt). Interessanter Aspekt in der Diskussion: Entwickeln sich Konvergenzen zwischen den Ansätzen? Gibt es Kombinationen von Google mit Fachportalen, z.B. mit einer Google-Suche nur auf die Auswahl der in Clio-Online vorhandenen Websites (vgl. Eintrag zu entsprechender Google-Schnittstelle)?

Eva Pfanzelter: Erklären oder Strafen. Zur Plagiatsproblematik und dem Umgang damit an der Universität Innsbruck. Der Plagiats-Jäger Stefan Weber macht in Österreich Furore, wird mit seinem Übereifer und seinem Alarmismus aber auch kritisch beäugt. Das Thema ist jedenfalls mit dem neuen Buch von Stefan Weber (siehe diesen früheren Eintrag) in den Publikumsmedien lanciert. Sehr passend der Hinweis auf einen Artikel bei Spiegel Online, der die zunehmenden Plagiate beklagt, aber an prominenter Stelle auf einschlägig bekannte Websites wie „hausarbeiten.de“ verlinkt! Eva Pfanzelter stellte vor allem die Plagiats-Erkennunssoftware von „safeassignement.com“ vor, welche die Universität Innsbruck testet. Dort können Dozierende (oder auch Studierende) Arbeiten hochladen, die mit Inhalten der eigenen Datenbank (die durch das Hochladen von zu prüfenden Arbeiten laufend erweitert wird, safeassignment.com erlaubt sich nämlich, diese einzubehalten und kommerziell zu nutzen – nämlich als Vergleichsbasis, was Fragen zur Rechtmässigkeit dieses Tuns aufwarf…) und mit dem Internet vergleicht. Das Ergebnis wird farblich ausgezeichnet, mit Fundstellen im Internet (oder mit anderen Arbeiten) ergänzt und mit einer Prozent-Zahl versehen, welche den Anteil der abgeschriebenen Elemente wiedergibt. Mit Schreibfehlern Wortumstellungen lässt sich die Software nicht austricksen. Im Plenum der Anwesenden stiess diese Software-Lösung auf wenig Gegenliebe – viel eher sei auf gute Betreuung der Studierenden-Arbieten zu setzen – und den Studierenden klar zu machen, warum Plagiate nicht akzeptiert werden, bzw. was Plagiate überhaupt sind (vgl. die Einträge in diesem Blog zu „Plagiaten„). Hierzu eignet sich das (bereits erwähnte) Tutorial an der FTHW Berlin.

HOK (in eigener Sache): Geschichte lehren an der Hochschule

Heute hab ich ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk erhalten: Die Publikation „Geschichte lehren an der Hochschule„, die meinen Aufsatz zur Historischen Online-Kompetenz enthält und die auf jene Tagung zurückgeht, die der Anlass zur Eröffnung dieses Blogs war, ist bei mir in Form eines Belegexemplars eingetroffen.

Der Klappentext erläutert:

Wer als Dozent je vor einem schweigenden Seminar gestanden hat, weiß um die Bedeutung didaktischer Kompetenzen und Methoden.

Doch das Buch ist eigentlich das Gegenteil von Geschichte, als Erscheinungsjahr ist 2007 eingedruckt und entsprechend kann man es zwar schon vorbestellen, aber die Auslieferung dürfte für Nicht-Autoren nicht mehr vor Weihnachten stattfinden. Dennoch: eine lohnende Investition (nicht meines Aufsatzes wegen! Jedenfalls nicht nur…).

Literatur:

  • Pöppinghege, Rainer (Hg.): Geschichte lehren an der Hochschule. Bestandsaufnahme, methodische Ansätze, Perspektiven, Schwalbach: Wochenschau 2007 (ISBN: 978-3-89974294-7; 24.80 EUR).

HOK Reden: Über die Zeit

Als Historiker setzen sich von Berufs wegen mit zeitlichen Phänomen auseinander. Gehört da auch das Sinnieren über die Zeit dazu? Mir sind in letzter Zeit einige Gedanken zur Zeit durch den Kopf gegangen, als ich mich mit Fragen der Historischen Online-Kompetenz beschäftigt habe.

Zeit ist eine knappe Ressource. Deshalb erscheint ja, grob vereinfacht, die Informationsflut so bedrohlich. Denn die Zahl von Websites hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren verdoppelt, denn Informationen lassen sich fast unbegrenzt vermehren. Die Zeit hingegen, die für Auffinden, Aufnehmen und Auswerten der Informationen benötigt wird, lässt sich nicht vermehren. Zeit kann allenfalls „effizienter genutzt“ werden. Dieser Widerspruch ist die Grundlage der Aufmerksamkeits-Ökonomie, denn was ist Aufmerksamkeit anderes als die zeitliche Beschränkung der Verarbeitungskapazität des Gehirns?

Zeit und Kompetenz
Das ist jetzt nur ein oberflächliches Zusammenfassen von Debatten, die seit langem geführt werden. Doch für mich stellt sich das Problem (nicht nur im Zusammenhang mit der Historischen Online-Kompetenz) ziemlich konkret: wann nehme ich mir die Zeit, die verschiedenen Blogs und Website zu lesen, und diese Informationen noch für meinen Weblog zu verarbeiten?

Da wirkt es paradox, von den Nutzer/innen zu verlangen, dass sie sich selbst kompetent machen sollen für den fachgerechten Umgang mit den Informationen aus dem Internet – aber genau darauf laufen alle Empfehlungen für die Internet-Nutzung hinaus. Die fachliche Überprüfung der Informationen erfolgt durch die Nutzer/innen selbst. Das entspricht der Erfassung von Zahlungsaufträgen durch die Kunden beim Online-Banking. Dafür braucht es aber Zeit: Einerseits, um die notwendigen Kompetenzen zu erwerben, zu schulen und a jour zu halten, und andererseits, um die Überprüfung vorzunehmen.

Schön, den Nutzer/innen zu erklären, wie sie die Qualität einer Internet-Information überprüfen können – in der Alltagswirklichkeit muss es schnell gehen, und da wird das erstbeste, einigermassen plausible Ergebnis verwendet, zum Teil wider besseres Wissen.

Zeit und Projekt
Wieviele Websites kann denn ein Mensch auf Dauer inhaltlich vernünftig betreuen? Und damit meine ich nicht das Handhabung eines Workflows, wenn in Daten in einem Content-Management-System organisiert werden müssen. Nein, ich meine inhaltliche Aufbereitung von Inhalten, das Verfassen von Texten, das Setzen von Links wie hier in diesem Blog. Wieviele? Eine, zwei, vielleicht drei? Und wieviele Websites kann eine Institution betreiben? Eine pro Mitarbeiter, oder weniger?

Ich frage mich, wer denn die hundert Millionen Websites betreut, Tag für Tag. Oder werden die gar nicht alle betreut? Sind da vielleicht viele Datenfriedhöfe oder Web-Bücher dabei?

Mit Web-Büchern meine ich solche Websites, die wie Bücher geplant und produziert wurden. Zwei Jahre lang werden Inhalte zusammengetragen und aufbereitet. Dann gehen die Projektgelder zu Ende, die Website wird nicht mehr betreut, die Inhalte jedoch bleiben weiterhin zugänglich. Denn gerade in den Wissenschaften ist die Generierung von Inhalten noch immer projektartig angelegt, in einer Art, die für die Herstellung des Informationsträgers Buch geeignet ist – aber nicht unbedingt für Websites.

Zeit und Community
Nun werden in letzter Zeit viele Hoffnungen in die Social Software, in die Community gesetzt. Die „Wikipedia-Formel“ sozusagen: man öffnet ein Wiki, und die Inhalte generieren sich gleichsam von selbst, da die „Community“ sich rund um die Uhr für deren Erstellung und Erweiterung zuständig hält.

Aber auch hier ist die Frage zu stellen: an wie vielen Wikis kann ein Mensch sich inhaltlich vertieft beteiligen? An einem, zwei, drei? Vielleicht ist ja Wikipedia überhaupt ein Einzelfall, bzw. ein Ausnahmefall einer dauerhaften Beteiligung einer genügend grossen Menge von Menschen an einem gemeinsamen Projekt? Vielleicht kann es nur ein Wikipedia geben?

Oder ist es nur eine Frage der Übung? Brauchen wir noch ein entsprechendes jahrelanges Training, bis wir in mehreren Foren, Wikis und Blogs pointiert unsere Stellungnahmen plazieren können, ohne die eigene Tätigkeit total zu vernachlässigen?

Übersicht HOK Reden

HOK Reden: Wozu HOK? Ein Zwischenstand.

Anlässlich meines Besuchs und Referats am Georg-Eckert-Instituts habe ich wieder einmal versucht, mir den Sinn und Zweck der Historischen Online-Kompetenz zu vergegenwärtigen.

Verbindung von Medien- und Fachperspektive
Im wesentlichen geht es um eine fachdidaktische, aber auch fachwissenschaftliche Konkretisierung der vielbesagten Medienkompetenz, die durch die digitalisierte Mediengesellschaft erfordert wird. Was heisst denn „kompetent mit Medien umgehen können“ in der Praxis der Geschichtswissenschaften und der Geschichtsvermittlung? Dabei ging ich davon aus, dass „die Medien“ (ich sage dazu ICT: (digitale) Informations- und Kommunikationstechnologien) weder das Zentrum der Überlegungen (wozu naturgemäss die Medienpädagogik und die Medienwissenschaften neigen) bilden, noch einfach als Werkzeuge verstanden werden (wie dies die Fachwissenschaften und Fachdidaktiken gerne tun).

Bezeichnung von Kompetenz-Dimensionen
Um eine Passung dieser unterschiedlichen Sichtweisen zu ermöglichen, beschränkte ich mich auf die Basis-Kompetenzen jedes wissenschaftlichen Vorgehens: die Analyse, die Synthese und die wissenschaftliche Reflexion. Dabei wollte ich Kompetenz-Dimensionen bilden, welche sowohl die fachlichen als auch die technisch-instrumentellen Methoden umfassten, die für die Nutzung von ICT benötigt werden.

Bei einer Internet-Recherche sind einerseits technische Fähigkeiten des „Bedienens“ erforderlich, genauso aber Kenntnisse davon, wie Suchmaschinen funktionieren, wie Suchabfragen formuliert werden müssen, wie Suchergebnisse bewertet und organisiert werden sollen. Daran schliesst sich schliesslich die eigentiche inhaltliche Analyse der gefundenen Informationen an.

Aus diesem Grund wählte ich zur Bezeichnung der Kompetenz-Dimensionen die allgemeineren Begriffe „Lesen“, „Schreiben“ und „Reden“, da sie in verständlicher Weise die Bereiche der jeweiligen Dimensionen umschrieben. Ich setzte sie bewusst in Anführungszeichen, denn es ging mir nicht um das Aufnehmen und Erstellen von Texten und auch nicht um Kommunikationsakte. Dennoch sehe ich mich mit dem Umstand konfrontiert, dass diese Bezeichnung nicht sehr trennscharf sind und oft im Sinne von „Lesekompetenz“ verstanden werden, wo es um die Aufnahme von Informationen aus schriftlichen Texten geht. Die Dimensionen sind jedoch breiter angelegt, sie sind eher als „Er-fassen“ (statt „Lesen“) und „Ver-fassen“ (statt „Schreiben“) zu verstehen; sie betreffen nicht nur Texte, sondern alle medialen Formen der Information. Wie genau verstehe ich diese Kompetenz-Dimensionen?

„Lesen“
Die Dimension „Lesen“ der Historischen Online-Kompetenz umfasst neben der Entnahme von Information aus Informationsträgern unterschiedlicher medialer Ausprägung (also Texte, Bilder, Filme, Töne, sowie Medienverbünden) und damit zusammenhängend der Fähigkeit, diese Quellen auf ihre medienspezifischen Eigenheiten und ihre Authentizität hin bewerten zu können, auch medienkundliches Wissen (sozioökonomischer Kontext, Urheberrecht, technische Grundlagen) sowie die Fähigkeiten, die ICT für Auffinden und Ablage von Informationen nutzen zu können (Orientierung, Arbeitstechniken). Hier findet ein Zusammenzug ehemals getrennter Fähigkeiten statt: Das Auffinden von Büchern in einer Bibliothek war nocht klarer getrennt von der Analyse-Tätigkeit beim Lesen des Buches, als dies heute bei Recherchen im Internet der Fall ist.

„Schreiben“
„Schreiben“ umfasst einerseits die gestalterischen Tätigkeiten zur Herstellung von Darstellungen in Informationsträgern verschiedener medialer Ausprägungen: also das Verfassen von Text, das Produzieren von Podcasts oder von Filmen, die Konzeption und Umsetzung von Websites oder Computer-Games. Diese Kompetenz-Dimension umfasst aber auch die Kenntnis der spezifischen Eigenheiten der jeweiligen Darstellungsmedien, bzw. deren Auswirkungen auf die Darstellung historischer Sachverhalte. Narrationen sind nicht medienneutral. Und Narrationen werden – selbst in den Wissenschaften – je länger je weniger in schriftliche Texte verpackt. Die Darstellung von Geschichte in Form von hypertextuellen oder multimedialen Präsentationen wird zunehmen. Und zu wissen, wie man mit der DigiCam ein Video dreht und auf YouTube hochlädt, reicht für den kompetenten Umgang mit Geschichte, bzw. mit Geschichtsschreibung nicht aus. Aber auch die Darstellung historischer Sachverhalte mit Texten wird im Zeitalter der modularen Hypertexte und des kollaborativen Schreibens neuartige Kompetenzen erfordern.

„Reden“
Die Dimension „Reden“ umfasst einerseits jene Kompetenzen, über die Auswirkungen, Chancen und Risiken nachzudenken, welche die Nutzung von ICT für Geschichtswissenschaften und Geschichtsvermittlung bedeuten. Andererseits geht es um die Möglichkeiten, welche ICT für die geschichtswissenschaftliche Reflexion eröffnen. Dazu gehören der wissenschaftliche Diskurs ebenso wie die wissenschaftlichen Arbeitsschritte der Fragestellung, der Hypothesenbildung und der Hypothesenüberprüfung.

Verbindung zwischen den Dimensionen
Mir ist es ein besonders Anliegen, bei der Frage der Bedeutung von ICT für die Geschichte nicht nur die Dimension „Lesen“ in den Blick zu nehmen, sondern auch die anderen Dimensionen zu beachten. Dabei interessiert mich auch, wie diese Kompetenz-Dimensionen miteinander verbunden sind. Denn mir scheint, dass die ICT auch zu einer stärkeren Konvergenz der Dimensionen beitragen; dass sich also die Vorgänge des Analysierens, Synthetisierens und Reflektierens einander immer stärker durchdringen: dass Analyseprozesse frühzeitig kommuniziert und zum Gegenstand von Austausch und Reflexion werden; dass Reflexionsprozesse festgehalten und veröffentlicht und zum Gegenstand von Analysen werden können; dass Synthesen deutlicher als bisher die Anteile der analytischen Prozesse sichtbar machen. Dies könnte auch dazu führen, dass einerseits der konstruktivistische Charakter der Geschichtsschreibung, aber auch die Wissenschaftlichkeit der angewandten Methoden deutlicher erkennbar werden.

Wie der Blog insgesamt bildet dieser kurze Abriss nur einen Zwischenstand des Denkprozesses rund um die Historische Online-Kompetenz ab (die eben nicht „historisch“, sondern sehr aktuell ist; also korrekter, aber auch umständlicher als „geschichtswissenschaftliche/geschichtsdidaktische Online-Kompetenz verstanden werden möchte). Wenn ich weitere Einsichten in Aussicht stelle, ist dies also nicht zu viel versprochen.

Übersicht: HOK Reden

HOK Reden: Unterrichtsziel „Langeweile“?

Noch ein gegen den Strich gebürsteter Kommentar zum aktivierenden, auf individuelle Bedürfnisse eingehenden Charakter des eLearnings. Wie Telepolis berichtet gaben an der Jahrestagung der britischen Association of Teachers and Lecturers britische Lehrer/innen zu bedenken, dass allzu spannender Unterricht im Sinne von „Edutainment“ im Hinblick auf die Vorbereitung auf das spätere Berufsleben kontraproduktiv sein könnte. Denn in der Arbeitswelt gebe es ja auch kein „Worktainment“. Mit anderen Worten: Das Arbeiten ist auch langweilig, warum soll die Schule spannend sein – das führt ja zu einer falschen Vorstellung vom „richtigen Leben“?

Mir leuchtet zwar nicht ein, warum sich ausgerechnet in dieser Frage die Schule dem Berufsleben anpassen soll (wenn man schon davon ausgehen will, dass die Schule für den Beruf vorbereiten soll). Die Frage sollte aber wohl eher heissen: was ist genau „Langeweile„? Wenn die Aufmerksamkeitsspanne dermassen sinkt, dass Schüler/innen und Studierenden nicht mehr in der Lage sind, einem Vortrag zu folgen, der länger als 10 Minuten ohne „aktivierende Elemente“ auszukommen versucht? Aber wie gut eignet sich langweiliger Unterricht dazu, zur allfällige Mängel bei den Fähigkeiten der Schüler/innen und Studierenden zu kompensieren?

Übersicht: HOK Reden

HOK Lesen/Schreiben: Shake and Paste

Copy and Paste und die damit zusammenhängende Problematik des Plagiats ist schon überholt. Das Phänomen entwickelt sich weiter und der Akt des (digital ermöglichten) Kopierens wird differenziert. Vorbei die Zeiten, als Schüler/innen und Student/innen einfach Passagen oder ganze Arbeiten aus dem Internet kopierten und als eigene Werke ausgaben. Neuerdings werden verschiedene Textpassagen geschickt zusammengewürfelt. Shake and Paste nennt sich das dann: gut schütteln und dann einfügen. Das scheint selbst an renommierten Universitäten schon recht verbreitet zu sein – und dies nicht nur bei den Studierenden.

Dabei hat das digitale Kopieren durchaus verschiedene Seiten. Es befördert nicht nur unethische Autorschaft, wenn etwa Autor/innen unberechtigterweise Inhalte von anderen als eigene ausgeben. Ist das Kopieren wissenschaftlich weniger problematisch, wenn Student/innen ganze Passagen aus Wikipedia kopieren – was sie urheberrechtlich gesehen dürfen? Und wie ist das, wenn man aus einer Arbeit kopiert, an der man selber kollaborativ mitgewirkt hat? Muss man da 50% zum Endergebnis beigetragen haben, oder mindestens beim ursprünglichen Konzept? Oder reicht ein Edit, bei dem man ein paar Rechtschreibefehler korrigiert hat?

Ausserdem wenden Autor/innen Shake and Paste auch mit eigenen Texten an. Schnell eine Idee aus einem älteren Artikel „weiterverwendet“ – das kommt schon mal vor.

Überblick: HOK Lesen/SchreibenHOK: Lesen: Quellen

HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – Ermordung von John F. Kennedy als Tat des kubanischen Geheimdienstes (Start)

Heute abend sendet ARD eine Dokumentation des renommierten Filmemachers Wilfried Huismann mit dem Titel „Rendezvous mit dem Tod“ zu den Hintergründen des Mords an John F. Kennedy von 1963. Bis heute ranken sich besonders in den USA eine Vielzahl von Konspirations-Theorien um das Attentat. Meist wird das CIA verdächtigt, den unliebsamen, weil zu liberalen Präsidenten aus dem Weg geräumt zu haben. Huismann kommt zu einem anderen, allerdings auch nicht gerade neuen Schluss: es war der kubanische Geheimdienst.

Es ist anzunehmen, dass diese Aussage für einigen Diskussionsstoff in der Blogosphäre, aber auch in den traditionellen Medien und in Wikipedia sorgen wird. Machen wir einmal die Probe aufs Exempel und durchforschen wir das Netz auf der Suche nach interessanten Ergebnissen. Ich mache mir dabei die verschiedenen Suchhilfsmittel zu Diensten: Google Alerts, Wikipedia und Watchlist auf Technorati.

Weitere Einträge (Stand: 20.1.2006):

Aus der Welt der Wikis: Wikipedia-Nörgeln

Während die einen das kollaborative Modell der Wikipedia als Beispiel kollektiver Intelligenz loben (etwa ein Artikel in der Weltwoche, die nach Google nun auch Wikipedia entdeckt haben), kommen andere nicht umhin, ausdauernd an Wikipedia herumzunörgeln. Sei es grundsätzliche Kritik wie jene von Daniel Brandt, der auf seiner Website Wikipedia-Watch aber doch eher einen Privatkrieg gegen Wikipedia auf Schülerzeitungsniveau zu führen scheint. Immerhin gelang ihm mit relativ einfachen Mitteln herauszufinden, wer für die Fehleintragungen zu John Seigenthaler verantwortlich war. In einem Interview bei ZDNet über sein Vorgehen und seine Schlussfolgerungen aus diesem Fall klingt er hingegen vergleichsweise vernünftig: er findet, dass Biographien lebender Personen besonderer Behandlung bedürfen und dass die Art der Benutzerkennung anders gehandhabt werden müsse. Jedenfalls hat Brandt einiges an Aufmerksamkeit bekommen, was etwa der Spiegel Online als „schmerzlich“ für Wikipedia bezeichnet, weil bis anhin dieser Kritiker ignoriert werden konnte – was als Feststellung auch schon etwas nörglerisch klingt. Brandt betreibt übrigens auch Google-Watch. Unnötig zu erwähnen, worum es auf dieser Website geht.

HOK: Lesen – Quellen IV: Plagiate

Die Copy/Paste-Mentalität greift in den Bildungsinstitutionen dermassen um sich, dass Dozenten sich angehalten sehen, ziemlich rigide auf gängige Zitierpraxis in wissenschaftlichen Publikationen hinzuweisen (ein Problem, dass auch Wikipedia plagt…). Die Studierenden fügen nach einer erfolgreichen Internet-Recherche in ihren Arbeiten oft ganze Abschnitte ein, ganz im Sinne von „besser hätte ich das auch nicht formulieren können“. Plagiate sind zwar vergleichsweise einfach aufzudecken: Sätze, die in Stil, Wortwahl und Tonfall stutzig machen, können in Google gezielt gesucht werden – oft wird dann das Original gefunden. Ein Angebot der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) Berlin bietet einen kleinen Online-Kurs, mit dem man seine eigene „Plagiat-Auffind-Kompetenz“ beurteilen kann.

Aus der Welt der Blogs VI: Tim Berners Lee bloggt

Auch hier (bei hodel.hist.net.blog) der obligate Eintrag: der Erfinder des WWW, Tim Berners Lee, hat nun auch einen Blog. Doch so richtig begeistert tönt das nicht:

„So this is for all the people who have been saying I ought to have a blog“

Berners Lee weist darauf hin, dass er bei der Konzeption des WWW eigentlich davon ausging, dass Editieren mit dem Browser möglich sein sollte, also das Schreiben (und Publizieren) auf dem Web. Hilfsmittel wie Blogs oder Wikis hätten gar nicht nötig sein sollen. Doch schliesslich setzten sich bei den verbreiteten Browsern (Netscape und dann Explorer) die „Edit“-Funktionen nicht durch. Und nun muss auch Berners Lee bloggen. Dafür wird er mit einer Aufmerksamkeit belohnt, die fast jener für Elton Johns Hochzeit gleichkommt. Auf seinen ersten Eintrag reagierten 400 Kommentatorinnen und Kommentatoren (wobei die Menge, wie gesagt, noch nichts über die Qualität aussagt. Berners Lee (wie Elton John von der Queen zum Ritter geschlagen) will übrigens über das semantische Web, sein Steckenpferd, bloggen. Die Aufmerksamkeit der Blogger-Community ist gross. Beim Blog-Suchdienst Technorati erzeugt „Tim Berners Lee“ 5600 Einträge, grösstenteils ausgelöst durch seinen Blog-Start.