Schlagwort-Archive: Historische Online-Kompetenz

Kompetenz – eine Frage der Erfahrung?

vu-digitale-medien

Im Rahmen der VU Digitale Medien in den Geschichtswissenschaften an der Universität Wien (durchgeführt von den Kollegen Martin Gasteiner und Josef Köstlbaur) wurden Peter Haber und ich letzten Donnerstag eingeladen, kurz den Stand unserer Erkenntnisse zu präsentieren und uns den Fragen des interessierten Publikums zu stellen. Weiterlesen

Gern aufgewärmt: die faulen (jungen) Bildschirmleser/innen

Sie kehren in regelmässigen Abständen wieder: die aufrüttelnden Artikel, die den Werte- und Intelligenzverfall beklagen, die das Internet verschuldet, und ebenso die Repliken, die diese kulturpessimistischen Attacken belächeln. Jüngstes Beispiel: Die Süddeutsche berichtet jüngst in leicht süffisanter Manier von einem Artikel in der Zeitschrift „The Chronicle of Higher Education„, betitelt Online Literacy Is a Lesser Kind, verfasst von Mark Bauerlein, Autor des Buchs (oder Pamphlets) „The Dumbest Generation“ ((Bauerlein, Mark: The Dumbest Generation. How the Digital Age Stupefies Young Americans and Jeopardizes Our Future (Or, Don’t Trust Anyone Under 30), New York: Penguin Press 2008.)) und Professor an der Emory University in Atlanta. Bauerlein fegt wortgewaltig über die faulen Studierenden her, die nur noch oberflächlich über die Internet-Seiten scannen und keine Inhalte mehr richtig verinnerlichen. Weiterlesen

Erschienen: Historisches Lernen im Internet

Historische Lernen im Internet

Während Kollega Haber bedauernd das Verschwinden von vertrauten Instrumenten (bzw. deren Erscheinungsbild) konstatiert, ist die Erscheinung des Tagungsbands zur Konferenz „Das Internet als Ort historischen Lernens“, die im Januar 2007 in Schleswig durchgeführt wurde (wir berichteten), im Wochenschau-Verlag zu vermelden. Peter Haber hat darin „Anmerkungen zur Narrativität und zur Medialität von Geschichte im digitalen Zeitalter“ platziert, Jan Hodel äussert seine Überlegungen zu „Historischen Narrationen im Digitalen Zeitalter.“ Andere Beiträge stammen beispielsweise von Andreas Körber, Waldemar Grosch, Vadim Oswalt und Oliver Näpel (um nur einige zu nennen). Auch Kollega Krameritsch hat sich darin zu Wort gemeldet mit „Hypertext reloaded. Wunschmaschine oder Medium für Historiker und Historikerinnen“.

Literatur:

Danker, Uwe; Schwabe, Astrid (Hg.): Historisches Lernen im Internet. Geschichtsdidaktik und Neue Medien, Schwalbach Ts.: Wochenschau 2008.

Geschichte des PC – History Repeating?

Jan Schmidt weist in seinem (Pflicht-Lektüre!-) Weblog auf einen Artikel des Technik-Historikers Michael Friedewald (Projektleiter am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe) hin, der den Titel „Computer Power to the People“ ((Friedewald, Michael: „Computer Power to the People! Die Versprechungen der Computer-Revolution, 1968–1973“, in: kommunikation@gesellschaft 8 (2007) Nr. 9. http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B9_2007_Friedewald.pdf)) trägt. Friedewald stellt darin fest, dass schon zu Beginn des PC-(und Internet-) Zeitalters von „radikalen gesellschaftlichen Veränderungen“ und dem Aufkommen der Informationsgesellschaft die Rede war. Zur Analyse des Leitgedankens „Informationsgesellschaft“ hat Friedewald

[…] die Kon­zepte der (a) Benutzerfreundlichkeit, (b) des universellen Zugangs und (c) der Inter­aktivität als Abwandlungen der klassischen revolutionären Ideale (Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit) untersucht. Dabei erweist sich die Idee der Informationsgesellschaft als eine Fortschreibung des Fortschrittsglaubens der Moderne. (S. 1)

Während hier also die Digitalisierung der Geschichte thematisiert wird, handelt es sich hier um die Historisierung der digitalen Medien. Interessant, dass selbst hier der Bezugspunkt die Französische Revolution zu sein scheint.

Jan Schmidt fügt übrigens noch die Frage an, ob sich irgendwer mit der Geschichte der Informatik wissenschaftlich auseinandersetze, ob es Lehrstühle oder Journale gäbe. Mehr als informatikgeschichte.de, Teil der Gesellschaft für Informatik, kenne ich auch nicht, zumal die verschiedenen Vereine im Schosse der Association for History and Computing ((Geändert nach Kommentar von Clemens Radl.)) (AHC), deren internationale Website (oweh) zur Zeit gerade nicht erreichbar ist, sich eher dem Einsatz der Informatik und der Informationstechnologien in der Geschichtswissenschaften widmen (Schweiz (AHC-CH), USA (AAHC)). Lehrstühle gibt es meines Wissens im deutschsprachigen Raum keine. Ich lasse mich da aber auch gerne belehren. ((Was Peter Haber in seinem Kommentar ausführlich tut.))

Wir wurden gehackt!

HackIrgendwann musste es einmal passieren: Wir wurden Opfer eines (vermutlich) russischen Hackers, der eine Schwachstelle in der WordPress-Installation ausnutzte, um unseren Server für den Vertrieb von Potenzpillen (oder noch schlimmer von Schadware, die auf den Potenzpillen-Seiten installiert war) zu missbrauchen. Der Schaden ist behoben, nun folgt ein kurzer Rückblick. Weiterlesen

Rhetorik 2.0

Anlässlich des etwas spärlichen Besucher/innen-Aufmarsches am Wikipedia-Day in Bern (siehe unsere Beiträge) vom letzten Wochenende (den ich persönlich so schlecht besucht nicht fand), macht sich Beat Döbeli Gedanken zur Rolle von Referaten im digitalen Zeitalter. Er vermutet, dass durch das Veröffentlichen der Referate mittels Webcasts, was ein zeitversetztes Anhören vom eigenen Schreibtisch aus ermöglicht, die Zuhörer/innen anspruchsvollere und komplexere Referate erwarten (da sie diese ja zeitversetzt in aller Ruhe anschauen können). Ich halte das Gegenteil für wahrscheinlicher. Weiterlesen

lyonelkaufmann.ch: Geschichtsblog des Monats August 2007

Anlässlich der Tagung „geschichtsdidaktik empirisch 07„, die im August in Basel stattfand und die ich zu organisieren mithalf, sei der Fokus auf einen interessanten und ausgezeichneten geschichtsdidaktischen Blog aus der französisch-sprachigen Schweiz hingewiesen: histoire.lyonelkaufmann.ch. Weiterlesen

Miomi und Co, oder: Die totale, partikularisierte Geschichte (und mehr)

MiomiJonas Wegener von histucation hat unter dem Stichwort „Zeitleisten im Web 2.0“ einige Projekte vorgestellt, die einen web-2.0-Zugang zur Geschichte anstreben. Auf Webplattformen sollen registrierte Nutzer ihre persönlichen Erlebnisse entlang einer Zeitleiste eintragen. Denkt man dies zu Ende, gäbe dies eine komplette Erfassung aller Ereignisse, die Menschen auf der Welt erleben und für wichtig erachten. Einerseits ein riesiger Fundus für die Geschichtswissenschafter, andererseits aber auch Ausdruck des Traums von der zugleich „totalen“ und „individualisierten“ Geschichte. Weiterlesen

„Das Ende von H-Net“ – oder: Der Griff ins Wespennest

Ja, da hat Kollege T. Mills Kelly doch für einige Aufregung gesorgt, als er in seinem Weblog darüber sinnierte, ob das H-Net nicht vielleicht seinen Zenit überschritten habe. Er begründete seine Ansicht mit Erfahrungswerten, die mir plausibel erscheinen, auch wenn sie nicht granitharte empirische Beweiskraft besitzen. Die Mail-Flut verleidet uns allen, und vermutlich ist wahr, dass für viele jüngere Net-Citizen eMails nichts weiter sind als „just a convenient way to get in touch with old people“. Autsch. Weiterlesen

GMW 07: Tag 1 – OpenAccess und Netzwerktheorien

Was bin ich blöd, dachte ich beim Hinsetzen, dass ich (neben vielen anderen) mich immer wieder dazu hinreissen lasse, mir die Eröffnungs-Vorträge von Tagungen zuzumuten. Der Erkenntnisgewinn ist minimal, der Sprachduktus einschläfernd und die Zeit wird nie eingehalten. Aber siehe da: Gemessen an meinen (zugegeben geringen) Erwartungen war diese Eröffnung ein regelrechtes Feuerwerk. Weiterlesen

Wikipedia: Computergestützte Berechnung der Vertrauenswürdigkeit

Die Idee von Luca de Alfaro (Professor für Informatik an der University of California, Santa Cruz) und B. Thomas Adler ist bestechend: Sie haben ein Programm entwickelt, mit dem sie die Glaubwürdigkeit von Wikipedia-Autor/innen und der von Ihnen verfassten Texte berechnen können – so behaupten sie jedenfalls. Weiterlesen

Digitale Demenz?

Florian Rötzer berichtet in einem Telepolis-Beitrag von der „Digitalen Demenz„. Gemeint ist damit die schwindende Fähigkeit, sich Namen, Nummern oder Sachverhalte zu merken, da diese in digitalen Speichergeräten abgelegt und ständig verfügbar seien. Es werde kaum mehr auswendig gelernt und die Abhängigkeit von den digitalen Speichergeräten nehme dafür zu. Der Bericht bezieht sich auf eine aktuelle Diskussion in Korea, wo die Durchdringung mit digitalen Informationstechnologien besonders weit fortgeschritten ist, und wo bei 20 bis 30-jährigen sich bereits Symptome zeigten, die von den behandelnden Ärzten als digitaler Alzheimer bezeichnet werden. Allerdings handelt es sich in diesen Fällen vor allem um eine Überlastung durch die grosse Menge an Informationen, welche die Patienten zu verarbeiten haben. Das Problem lässt sich also nicht darauf reduzieren, dass „wir heute nichts mehr auswendig lernen, wie noch zu Grossvaters Zeiten“. Man sollte hier nicht einer Verklärung vordigitaler Umstände anheim fallen. Weiterlesen

Neue Lerntechnologien und messbare Schülerleistungen

Die Sonntagszeitung hat’s berichtet, bei Beats Weblog hab ich’s gefunden: Neue Lerntechnologien (= Elektronische Medien), so neuste US-Studien, verbesserten die Schülerleistungen nicht. ((Shapley, Kelly; et al.: Evaluation of the Texas Technology Immersion Pilot. Findings from the Second Year, Austin: Texas Center for Educational Research 2007 (http://www.etxtip.info/images/eTxTIP_Year2EvalReport.pdf [26.6.2007]).)) Das passt bestens zu den Berichten, dass einige US-Schulen in Zukunft wieder auf den Einsatz von Laptops im Unterricht verzichten wollen.

Abgesehen von der Frage, ob bei diesen Studien erfasst wird, ob die digitalen Medien didaktisch sinnvoll eingesetzt werden, möchte ich auf den Blog-Eintrag von Stewart Mader hinweisen, der ein grundsätzliches Problem anspricht (basierend auf einem Beitrag in BusinessWeek: ((Kind, Ron: „A Flawed Measure of Ed Tech“, in: BusinessWeek, 10.4.2007, (http://www.businessweek.com/technology/content/apr2007/tc20070410_846623.htm?chan=top+news_top+news+index_technology [26.6.2007]).))

“ […] The magic of technology is that it works for students with a variety of learning styles instead of requiring them to learn in a style that isn’t optimal, and that’s the opposite of training for standardized tests. […]“

Mit anderen Worten: Solange die Schülerleistungen in standardisierten Tests erhoben werden, wohingegen die Neuen Lerntechnologien gerade nicht standardisiert messbare Bildungsprozesse fördern will (wobei zu fragen ist, wie die Einlösung dieses Anspruchs überprüft werden kann), soll sich niemand wundern, dass Neue Lerntechnologien keine „messbaren Verbesserungen der Schülerleistungen“ hervorbringen – einmal ganz unabhängig davon, ob sie didaktisch sinnvoll eingesetzt werden, oder eben nicht.

Neues Standardwerk der «Wiener Elektronischen Schule» erschienen

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«E-Learning Geschichte» heisst das neue Buch der Wiener Autorengruppe um Wolfgang Schmale: «Das Buch ist Resultat einer mehrjährigen E-Learning Praxis des AutorInnenteams, die sich auf Erfahrungen aus einer Vielzahl von Lehrveranstaltungen, aus mehreren drittmittelfinanzierten E-Learning Projekten sowie medienhistorischer Forschung stützt. Das Buch geht in positiv- wie negativ-kritischer Weise auf E-Learning an Universitäten in den historisch-kulturwissenschaftlichen Fächern (insbesondere Geschichte) ein.»

Das erste Kapitel beschreibt das universitäre Umfeld einer zukunftsorientierten E-Learning-Strategie und skizziert die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts für die universitäre Lehre im Fach Geschichte. Das zweite Kapitel widmet sich ausführlich den verschiedenen Konzepten und Formen von E-Learning und beschreibt insbesondere das Konzept einer «E-Medienkompetenz». Das dritte Kapitel («Strategische Optionen») fokussiert den universitätspolitischen Rahmen und diskutiert die Frage, wie sich E-Learning-Elemente in die Lehre integrieren lassen. Im vierten Kapitel werden einige erfolgreiche Projekte vorgestellt, darunter Geschichte Online (Wien), Ad fontes (Zürich) und pastperfect.at (Wien). Den Abschluss bildet ein Kapitel über «Die hohe Kunst des E-Learning: Das Bauen hypertextueller Gebilde». Bibliographische Angaben und weitere Informationen zum Buch gibt es bei Böhlau oder auf den Seiten der e-Medien-Strategie der Hist-Kult Fakultät der Universität Wien.