Babelblog: ein erster Rückblick / a first review

babelblog

Vor zwei Monaten starteten wir den Versuch „babelblog“: Wir öffneten unseren Weblog einer international zusammengestellten Gruppe von Historiker/innen, die aus ihrer Perspektive über die Geschichtswissenschaften im digitalen Zeitalter berichten sollten. Nach zwei Monaten und acht Einträgen von drei Autoren wollen wir einen ersten Rückblick halten.

Mills Kelly berichtete von einem Projekt, das die Entwicklung von Hilfsmitteln zur Erschliessung grosser Textmengen von historischem Interesse zum Ziel hat, vom Versuch der Library of Congress, ihr Bildarchiv auf Flickr bereit zu stellen und mit kollaborativem Tagging erschliessen zu lassen, einem Wiki, das dem (vor allem US-amerikanischen) Archiv-Wesen gewidmet ist, und von einem OpenSource Software-Paket, das mit Web-2.0-Technologien das Erstellen von Ausstellungs-Websites ermöglicht, bzw. vereinfacht.

Marcin Wilkowski berichtete von zwei Projekten in Polen, die historische Sachverhalten mit Web-2.0-Technologien darstellen und stellte die Frage, inwiefern die Erinnerung public domain ist, bzw. ob ein Privatunternehmen Bildmaterial von historischen Ereignissen, die eine ganze Gesellschaft betreffen, zu Werbezwecken einsetzen darf.

Loudovic Tournes schliesslich stellt die provozierende Frage, ob im digitalen Zeitalter die althergebrachten Bibliographien überhaupt noch einen Zweck erfüllen.

Wir warten gespannt auf die nächsten Einträge und sind zuversichtlich, dass bald weitere Autor/innen mit eigenen Beiträgen auf sich aufmerksam machen werden.

In January we started our project „Babelblog“: we invited some historians from different parts of the world to join our blog and post about the historical sciences in the digital age from their point of view. After two months and eight posts from three contributors, we think it’s time for a first look back.

Since most of the posts are in english, we do without replicating them one by one. We would like to point out the post of Loudovic Tournes though, not because it’s the only one in french so far, but rather because he asks boldly, whether in the digital age compiling and maintaining bibliographies is still making sense, or whether new technologies make those pre digital techniques needless.

In any case we are looking forward to a lot more interesting posts, that will come up during the next months – not only from the contributors we already have read, but also from new ones.

Historische Fachkommunikation 2.0

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Alle Jahre wieder trifft sich die Redaktion von H-Soz-u-Kult in Berlin zur grossen Redaktionskonferenz. Anfangs dieser Woche war es wieder so weit und während im letzten Jahr das Thema «Qualitätssicherung» im Mittelpunkt stand, drehten sich die Diskussionen heuer – neben dem Dauerthema Mittelknappheit – um die Zukunft der Historischen Fachkommunikation.

Ist das Medium E-Mail noch zeitgemäss oder müssen wir H-Soz-u-Kult langsam aber sicher einem Modernisierungsprozess unterziehen und den Realitäten von Web 2.0 anpassen? Interaktive Möglichkeiten einbauen und einen medialen Pluralismus mit Weblogs und Wiki-Systemen etc. zulassen?

Verlieren wir, wenn wir das tun, an Glaubwürdigkeit oder verlieren wir, wenn wir das nicht tun, vielmehr den Anschluss an die junge Generation von Historikerinnen und Historikern? Die Diskussionen waren spannend und ich hatte den Eindruck, dass am Schluss der Debatte die Einsicht vorherrschte, dass zumindest in einem kontrollieren Rahmen gewisse Experimente nicht mehr ausgeschlossen zu sein scheinen. Wie sagen doch die Berner so schön: «Gäng söfu!»

Ach, und fast hätten wir es ja vergessen: H-Net, die Dachorganisation von H-Soz-u-Kult mit Sitz an der Michigan State University, ging vor genau 15 Jahren (und unterdessen ein paar Tagen …) erstmals ans Netz (eigentlich wäre das zumindest ein symbolisches Traktandum gewesen an der Redaktionskonferenz).

Auf der Homepage von H-Net findet sich leider kein Hinweis auf das Jubiläum (überhaupt macht die Seite einen ziemlich desolaten Eindruck!), auf der internen Redaktorenliste ging aber – pünktlich am 25. Februar – eine Nachricht von Wendy Plotkin über den Ticker, aus der zu zitieren ich mir erlaube:

H-Net went on-line for the first time fifteen years ago today, on February 25, 1993. That was the day that H-Urban, the first H-Net list, sent out its first message — the program of the Society for American City and Regional Planning History — which I typed out by hand.

Wir gratulieren H-Net zu diesem reifen Alter und wünschen der Holding wie auch H-Soz-u-Kult viel Schwung und frischen Wind für die nächsten Jahre!

Library 2.0 multiperspektivisch

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Daf man eigentlich als Nicht-Bibliothekar Bibliothekare zum Thema Library 2.0 weiterbilden? Nach einer anregenden Sitzung in Zürich zusammen mit zwanzig wissenschaftlichen Bibliothekaren finde ich: ja. Die Universität Zürich bietet neuerdings einen Master of Advanced Studies in Bibliotheks- und Informaitonswissenschaften an, und zwar in Zusammenarbeit mit der Zentralbibliothek Zürich. Und in diesem Ausbildungsgang habe ich drei Kursblöcke zum Thema «Library 2.0: Retrodigitalisierung und neue Webtechnologien für Bibliotheken» übernommen.

Wie es sich für ein solches Thema gehört, arbeiten wir völlig transparent in unserem hauseigenen Wiki. Das hat, wie man sich denken kann, nicht nur Begeisterung ausgelöst.

Die Literaturliste ist zur Zeit noch sehr Danowski/Heller-lastig, was aber insofern kein Problem darstellt, dass die beiden Berliner Bibliothekare tatsächlich so etwas wie einen «Klassiker» zum Thema geschrieben haben – wenn der Ausdruck Klassiker gestattet ist bei einem Thema, das erst am Anlaufen ist.

Selbstverständlich sind alle Seiten (mit Ausnahme der Hauptseite, wo auch die verbindlichen Spielregeln stehen) öffentlich und kritische Beobachter – ob aus Berlin oder auch anderswo – sind höchst willkommen.

Ein iPhone vor der Zeit – und andere historische Anmerkungen

watchman 1924Was einem bei einem Umzug nicht so alles in die Finger gerät. Ich fand Siegfried Zielinskis Audiovisionen ((Zielinski, Siegfried: Audiovisionen. Kino und Fernsehen als Zwischenspiele in der Geschichte, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 1989)) aus dem Jahr 1989 (damals stand die Mauer noch) und darin zwei interessante Dinge. Zum einen obige Illustration (Vollansicht), die Zielinski wie folgt umschrieb:

Das Projekt des Watchman […] beitet seinen Benutzer auch den kurzfristigen und an beliebigen Orten vollziehbaren visuellen Einstieg in Erlebniswelten an, die mit der tatsächlichen Umwelterfahrung kollidieren, sie ergänzen, kommentieren oder sogar in keinerlei Beziehung mit ihr stehen. (S. 227)

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Was ist Wikistoria?

Wikistoria

Bei der Vorbereitung des jüngsten Eintrags zum Geschichtsblog des Monats bin ich auf Wikistoria gestossen, einem Projekt, das ich nicht so recht einzuschätzen vermag. Sätze wie die folgenden, lassen doch eher Skepsis aufkommen, ob sich da nicht ein paar enthusiastische Idealisten (über die man so gut wie nichts erfährt) etwas gar viel zumuten:

Stell dir einen Film vor, der dir genau zeigt, wie die Menschen früher gelebt und welche Taten sie vollbracht haben! […] Stell dir vor, du selbst könntest deine persönliche Geschichte und die deiner Vorfahren im historischen Kontext darstellen und stell dir letztendlich vor, du könntest das Rad der Geschichte zurückdrehen und ein ganz anderes historisches Szenario entwerfen, als jenes, das tatsächlich eingetreten ist. 

Das nächstbessere Angebot wäre wohl eine Zeitmaschine, um sich gleich selber vom Grossvater-Paradox zu überzeugen. Weiterlesen

Weblog zu Netz und Geschichte: Geschichtsblog des Monats Februar 2008

Netz und Geschichte

Im Februar sei wieder ein Weblog eines (dieses mal männlichen) Studierenden vorgestellt, der in Heidelberg Geschichte, Jüdische Studien und historische Hilfswissenschaften studiert und mit „Max“ (leider ohne Angabe des Nachnamens) firmiert. Der Blog berichtet aus dem Alltag der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Geschichte und den vielfältigen Bezügen zu digitalen Welt des Internets. Soweit die Ähnlichkeiten. Weiterlesen

Blogosphäre, wissenschaftlich (I)

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Ein Eintrag im Adresscompoir unseres geschätzten Kollegen Tantner in Wien hat mich dazu angestiftet, über den Wandel des Rezensionswesens im Zeitalter von Weblogs und Web 2.0 nachzudenken. Tantner hat zusammen mit seinem Kollegen Michael Hochedlinger eine Quellenedition herausgegeben und ein weiteres Buch geschrieben. Beide Publikationen wurden unlängst in der Zeitschrift Historicum von einem gewissen – „gestrengen“, wie Tantner findet – Michael Pammer rezensiert.
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Litlink 3.0 ab sofort online

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Die lange erwartete und in den letzten Wochen ausgiebig getestete und im Forum diskutierte Version 3.0 von Litlink steht ab heute zum Download für Windows und OS X bereit.

Die Entwicklung des neuen Programms hat länger gedauert als geplant, hat aber auch zu vielen Verbesserungen und Neuerungen geführt, die den Umstieg von der Version 2.6 auf die neue Version 3.0 auf jeden Fall lohnen. Zudem ist der Umstieg nun einfacher als bei früheren Upgrades.
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Omeka Ready for General Use (beta version)

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The Center for History and New Media and the Minnesota Historical Society have justed released the public beta version of Omeka, a free and open-source software platform that provides museums, historical societies, libraries, and individuals with an easy-to-use platform for publishing collections and creating attractive, standards-based, interoperable online exhibits. Already in use at more than 150 sites, Omeka makes a variety of Web 2.0 technologies and approaches available to any user–small or large–who wants to foster a higher degree of interaction among users and site visitors. Omeka is now available for download and general use. System Requirements for this platform are:

  • Linux operating system
  • Apache server (with mod_rewrite enabled)
  • MySQL 5.0 or greater
  • PHP 5.2.x or greater
  • ImageMagick

Das Buch der Woche: Digital History

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Die beiden amerikanischen Historiker Daniel Cohen und Roy Rosenzweig haben mit diesem Praxisbuch eine erste umfassende Arbeitsanleitung für ‚digitale Historiker‘ vorgelegt. Beide sind, respektive waren, am ‚Center for New Media and History‘ an der George Mason University in Fairfax, Virginia tätig und gehören zu den Pionieren der Popularisierung des Internets für historische Themen. Roy Rosenzweig verstarb im Oktober 2007 (http://thanksroy.org).

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Can heritage be copyrighted? Is memory a public domain?

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Strong discussion on the polish internet takes place nowadays because of the Fiat advertisement created by Leo Burnett. This polish version of very similar conceptions which could be seen in France or Italy is now being accused of using public memory for the commercial purposes:

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see it on YouTube

To tell the truth, Fiat became a part of polish history. But for many people using an image of Solidarity movement, Lech Wa??sa, John Paul II or even the Warsaw Uprising in the advertisement is a violation of principle in which great historical moments and personalities can not be owned by any political or commercial circle – they are a public domain of memory and can not be credited to the one company or political party.
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THATCamp at the Center for History and New Media

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The Center for History and New Media at George Mason University will be holding THATCamp (The Humanities and Technology Camp), May 31 and June 1, 2008. This event will be an „unconference“ on digital humanities. An unconference is an event where the participants decide what the sessions should be about on a day-to-day basis, rather than by the organizers in advance. In that sense, this will be a truly open source event. THATCamp is filling up fast, so if you want to attend be sure to visit the website now and register.

Text Mining for Historians

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This summer the Center for History and New Media at George Mason University will begin work on a two-year study of the potential of text-mining tools for historical (and by extension, humanities) scholarship. The project, entitled “Scholarship in the Age of Abundance: Enhancing Historical Research With Text-Mining and Analysis Tools,” aims to determine how historians might begin to take advantage of the incredible abundance of historical content now available in on-line databases.

Many millions of original sources (texts, images, etc.) have now been placed online in these databases, but historians have yet to figure out how to work effectively with such vast quantities of information. Ironically, more and more historians are finding themselves overwhelmed by the abundance of digital sources. As a result, no one has yet figured out how to access potential new insights about the past that may lurk in these databases or in the intersections between them.

Smaller efforts, like those of programming historian Bill Turkel at the University of Western Ontario, have yielded very interesting preliminary results. The CHNM project intends to expand on work like Turkel’s and the MONK project to determine what historians need on a grander scale. Funded by the National Endowment for the Humanities, this project will include a variety of research endeavors, including focus groups with historians who will be asked to test the efficacy of various text mining methods in their research.

Das Buch der Woche: Das Mittelalter hört nicht auf

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Das Mittelalter ist auch anfangs des 21. Jahrhunderts sehr präsent: Überall begegnen uns Ritter und Burgen, auf den Büchertischen stapeln sich mittelalterliche Historienromane. Unser Bild vom Mittelalter ist düster und romantisch zugleich, das Mittelalter scheint fremdartig und doch vertraut. Woher aber stammen diese Bilder, wie haben sie sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt und welche Bedeutungen wurden dem Mittelalter im Laufe der Zeit zugeschrieben?

Valentin Groebner, Professor für Allgemeine und Schweizer Geschichte des Mittelalters und der Renaissance an der Universität Luzern und ständiger Gast auf hist.net, geht in seinem neuesten Buch diesen Fragen nach. Entstanden ist ein spannendes, ein gut lesbares und immer wieder auch provozierendes Buch über Geschichte, Geschichtsbilder und den Umgang mit den eigenen Klischees.

Der Verlag hat eine schöne Seite aufgeschaltet und auch eine Leseprobe und eine Hörprobe (!) ins Netz gestellt.